Als Jugendlicher sind Sie, nach eigenen Aussagen, Ringkuhkämpfen ferngeblieben. Jetzt haben Sie sogar einen Film zu diesem Thema umgesetzt. Wie kam es zu diesem Wandel?
Es war nie so, dass ich Ringkuhkämpfen aus prinzipiellen oder gar moralischen Gründen fern geblieben bin. Es hat sich einfach nie so richtig ergeben. Ich bin vielleicht auch im «falschen» Freundes- oder Familienkreis gross geworden, so dass ich nicht so sehr mit diesem Umfeld in Berührung kam. Ich hatte andere Hobbys, andere Prioritäten. Hinzu kommt, dass man manchmal erst durch eine gewisse Distanz eine Nähe und Faszination spüren kann. Mich hat bei den Ring- kuhkämpfen sicher vor allem der visuelle Aspekt gereizt, eine cineastische Arbeit darüber zu machen. Und dieser Gedanke bestand schon seit Jahren. Filme brauchen immer Zeit und Ge- duld von der ersten Eingebung bis zum Ausreifen. Das kann dauern. Der Film ist auf der Leinwand in Schwarz-Weiss zu sehen. Warum die farblosen Bilder? Das Thema, das Umfeld und die Atmosphäre hat mich vor allem von einem ästhetischen Stand- punkt aus angesprochen. Die Wahl von Schwarz-Weiss war für mich von Anfang an klar und erstmal eine intuitive Entscheidung. Sehen sie, die Kuh, der Hauptprotagonist, gibt mir das doch schon vor. Schwarz mit einer weissen Nummer drauf. Darüber hinaus wollte ich mit dieser Wahl eine zeitlose Ebene ansteuern. Das heisst, der Film ist zeitlich nicht genau einzuordnen. Das fin- de ich spannend. Ich empfinde es auch positiv, wenn Traditionen überdauern. Dem wollte ich gerecht werden. Das Schwarz-Weisse war für uns natürlich auch ein technisches Hilfsmittel. Man kann den Blick des Zuschauers besser lenken und kontrollieren. Wie lange haben Sie gedreht? Wie verliefen die Dreharbeiten? War der Dreh nicht ge- fährlich für den Kameramann? Auch wenn im Film der Eindruck entsteht, die Geschichte spiele sich an einem einzigen Tag ab, so waren es doch fast zehn Drehtage, in denen wir auch mehrere Runden der Vorentschei- dungskämpfe mit der Kamera begleitet haben. Da ich im Vorfeld der Dreharbeiten schon viel mit einer alten Kamera mit Schwarz-Weiss-Film die Kämpfe visuell erforscht hatte, ergab sich da- durch schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie wir die Kämpfe wirkungsvoll fotografieren könnten. Die Idee mit den Superzeitlupen entstand schon sehr früh in der Zusammenarbeit mit dem Kameramann Markus Nestroy. Ich hatte von Anfang an den Anspruch, die Schönheit der etwas brachial und brutal anmutenden Kämpfe einzufangen, die schliesslich schon fast in einer ballettartigen Tanzvorführung enden. Ich habe bei der Recherche Hunderte von |
Züchtern und Tieren beobachtet, dreissig davon etwas genauer betrachtet und mit ihnen auch Gespräche ge- führt. Zehn habe ich schlussendlich für den Film begleitet.
Ich musste eine grössere Auswahl treffen, da ich nicht wissen konnte, ob sich die Protagonisten für die nächste Runde qualifizieren würden und somit beim nächsten Dreh wieder dabei würden... Markus hat bei den Dreharbeiten kein Risiko gescheut, den Tieren und dem ganzen Spektakel so nah wie möglich zu sein. Da wir mit der RED Kamera gedreht haben, die mit Optik etc. knap- pe vierzehn Kilogramm wiegt, war es natürlich eine extreme physische Belastung für ihn. Im Ring selbst waren wir immer zu zweit. Ich habe ihn an der Hüfte herumgeführt und aufgepasst, dass wir nicht von einer Kuh, die die Hanf-Seil Absperrung am Rand der Arena durchbrochen hatte, oder gar einem übermütigen Züchter versehentlich attackiert wurden. Wie hat die Filmakademie Baden-Württemberg auf Ihren Film reagiert? Unser Direktor Thomas Schadt hatte bei einer unserer öffentlichen Pitching-Veranstaltung ge- sagt, dass er bereit wäre, ein Kuhfilm-Festival zu gründen, sollten wir KAMPF DER KÖNIGIN- NEN tatsächlich durchziehen. Noch existiert kein Datum zu einem solchen Festival, aber wer weiss. Die Akademie hat sich natürlich besonders über die Einladung von KAMPF DER KÖNI- GINNEN der letztjährigen Berlinale gefreut, wo er sehr erfolgreich in der Perspektive Deutsches Kino lief und auch der einzige Film unserer Akademie war. Das war umso erstaunlicher, denn seitens der Dozenten bestand eine grosse Skepsis dem Projekt gegenüber. Sie haben mir ver- sucht einzureden, eher einen klassischen, «authentischeren» Dokumentarfilm mit Interviews, Off Kommenatr etc. zu drehen, der ohne diese konzeptlastige Dramaturgie und überhöhte Visualität auskommt. Dieser Vorschlag schien mir absurd, da gerade Interviews die Protagonisten in die wohl unnatürlichste Situation gedrängt hätten. Die Wahl von Schwarz-Weiss wurde bis zum fina- len Produkt ebenso kritisch aufgenommen. Nach den sehr positiven Resonanzen in der Süd- deutschen Zeitung, dem Erfolg in Eberswalde und der jetzigen Kinoauswertung in der Schweiz, sind die meisten kritischeren Stimmen auch etwas verstummt. Haben Sie bereits neue Projekte? Es existiert ein Ideenkatalog mit ein paar Themen, die mich seit längerem interessieren. Es sind skurrile, dramatische, unglaubliche und teilweise internationale Geschichten dabei. Jetzt müssen wir uns für eines der Projekte hinsichtlich meines Diplomfilms entscheiden. Bei dieser Wahl müssen wir natürlich auch einen gewissen finanziellen sowie zeitlichen Rahmen beachten. Ansonsten bin ich gerade mitten in der Postproduktion eines Animationskurzfilms. |