Märkische Oderzeitung: „Provinz ist weltweit“ 17.10.11
Provinz ist weltweit
Eberswalde (MOZ) Von Viola Petersson Eberswalde (MOZ) Die letzten Filme sind gezeigt, die Preise im Internationalen Wettbewerb um das „e“ vergeben. Der rote Teppich ist eingerollt. Das Eberswalder Filmfest „Provinziale“ ist Geschichte. Seit heute gehört der Plenarsaal wieder dem Kreistag. „Hinter uns liegen sieben inspirierende Tage und nicht minder aufregende Nächte.“ Mit diesen Worten hat Festivalleiterin Vivien Zippel am Samstagabend den Höhepunkt des Filmfestes, die Preisverleihung, eröffnet. Der Wettbewerb glich einer „emotionalen Reise“, auf der sie selbst geweint und gelacht habe, die Beiträge haben sie mitunter wütend gemacht, Schicksale haben sie ergriffen. Und sie habe viel Neues entdeckt. Eine Einschätzung, die die Jury nur teilen konnte. „Provinz ist weltweit, sie ist international“, drückte es etwa Christine Hoffmann aus. Und Kenneth Anders vom Programmbeirat fand bemerkenswert, dass immerhin fünf der acht Dokumentationen, die im Internationalen Wettbewerb liefen, von „Leuten gemacht sind mit einer sehr engen Bindung an den Raum“. Womit auch das Argument der „Betriebsblindheit“ widerlegt sei. Menschen aus der Provinz könnten sehr wohl Filme über ihre Provinz machen und so „zeigen, was Heimatbindungen sind“. Am eindrucksvollsten gelang dies offensichtlich Nicolas Steiner. Der junge Schweizer gewann mit seinem Streifen „Kampf der Königinnen“ die Königsdisziplin, die Kategorie Dokumentarfilm. Als Juror in der Sparte Kurzspielfilm stand er wenige Minuten zuvor noch ganz entspannt auf der Bühne, um sodann selbst das „e“ in Empfang zu nehmen. Nicht ohne aber zunächst eine anderthalbseitige, launige Laudatio zu genießen. „Das war die schönste und längste Laudatio“, die er bislang erhalten habe, so der 27-jährige Student. „Danke für den Mut, diesen Film auszuzeichnen.“ Im vorigen Jahr hatte Steiner mit dem Beitrag „Ich bin‘s! Helmut“ den Kurzfilmwettbewerb gewonnen, zur Preisverleihung war er damals allerdings verhindert. „Vielleicht sollte ich mir hier eine Zweitwohnung nehmen“, scherzte Steiner. Eberswalde scheine für ihn ein sehr gutes Pflaster zu sein. In der Reihe seiner Arbeiten fehlt eigentlich nur noch eine Animation – und sein Diplomfilm. „Da sind wir schon sehr gespannt“, stachelte Jury- Mitglied Miro Zahra ihren Kollegen an. Und das Preisgeld? „Ich weiß gar nicht, wie viel das ist.“ – „2500 Euro“, erwiderte Vivien Zippel. „Dann werde ich davon die ersten Schulden tilgen“, erklärte Steiner, der im Schweizer Wallis aufgewachsen ist und jetzt in Ludwigsburg an der Filmakademie Baden-Württemberg Regie studiert. Die Musikproduktion für den Streifen sei doch sehr aufwendig gewesen. Sparkassen-Chef Josef Keil bekannte am Rande, dass er nur einen Abend Zeit hatte, um den Wettbewerb zu verfolgen. Dafür hatte er aber offenbar den siebten Sinn. Denn er sah den „Kampf der Königinnen“. Die Doku über den Kuhkampf habe ihn so gefesselt, dass er noch am Sonnabend über etwaige Parallelen zwischen Vier- und Zweibeinern sinnierte, während Eberswaldes Stadtoberhaupt Friedhelm Boginski nach wie vor über „Henners Traum“ schmunzelte, jene hoch fliegenden Pläne eines Bürgermeisters, der im klammen Nordhessen Europas größtes Tourismusprojekt umsetzen will ... |
Unterdessen zog Vivien Zippel eine positive Bilanz: Die Resonanz, immerhin verfolgten etwa 2000 Besucher das Festival, zeige, „dass wir in der Region angekommen sind“. Für die Zukunft und die neunte Auflage sei eine „solide Grundlage“ geschaffen. Kulturwissenschaftler Anders machte vor allem in der programmatischen Arbeit eine Entwicklung aus. Wodurch sich das Profil der „Provinziale“ schärfte. „Das Festival ist zwar das kleinste, wohl aber das echteste, aufrichtigste und freundschaftlichste, das ich kenne“, schrieb ein Kenner der Szene ins Gästebuch. Erfüllt von der Gewissheit, „großes Kino und leidenschaftliche Macher“ erlebt zu haben, fahre er wieder heim. Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm – Die Provinziale Nominiert: Nomad‘s Land – Auf den Spuren von Nicolas Bouvier, Regie Gael Metroz, Schweiz Kampf der Königinnen, Regie Nicolas Steiner, Deutschland Off the beaten track, Regie Dieter Auner, Österreich Sieger: Kampf der Königinnen Und das Preisgeld? „Ich weiß gar nicht, wie viel das ist.“ – „2500 Euro“, erwiderte Vivien Zippel. „Dann werde ich davon die ersten Schulden tilgen“, erklärte Steiner, der im Schweizer Wallis aufgewachsen ist und jetzt in Ludwigsburg an der Filmakademie Baden-Württemberg Regie studiert. Die Musikproduktion für den Streifen sei doch sehr aufwendig gewesen. Sparkassen-Chef Josef Keil bekannte am Rande, dass er nur einen Abend Zeit hatte, um den Wettbewerb zu verfolgen. Dafür hatte er aber offenbar den siebten Sinn. Denn er sah den „Kampf der Königinnen“. Die Doku über den Kuhkampf habe ihn so gefesselt, dass er noch am Sonnabend über etwaige Parallelen zwischen Vier- und Zweibeinern sinnierte, während Eberswaldes Stadtoberhaupt Friedhelm Boginski nach wie vor über „Henners Traum“ schmunzelte, jene hoch fliegenden Pläne eines Bürgermeisters, der im klammen Nordhessen Europas größtes Tourismusprojekt umsetzen will ... Unterdessen zog Vivien Zippel eine positive Bilanz: Die Resonanz, immerhin verfolgten etwa 2000 Besucher das Festival, zeige, „dass wir in der Region angekommen sind“. Für die Zukunft und die neunte Auflage sei eine „solide Grundlage“ geschaffen. Kulturwissenschaftler Anders machte vor allem in der programmatischen Arbeit eine Entwicklung aus. Wodurch sich das Profil der „Provinziale“ schärfte. „Das Festival ist zwar das kleinste, wohl aber das echteste, aufrichtigste und freundschaftlichste, das ich kenne“, schrieb ein Kenner der Szene ins Gästebuch. Erfüllt von der Gewissheit, „großes Kino und leidenschaftliche Macher“ erlebt zu haben, fahre er wieder heim. Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm – Die Provinziale Nominiert: Nomad‘s Land – Auf den Spuren von Nicolas Bouvier, Regie Gael Metroz, Schweiz Kampf der Königinnen, Regie Nicolas Steiner, Deutschland Off the beaten track, Regie Dieter Auner, Österreich Sieger: Kampf der Königinnen |

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